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Nachbericht: M'era Luna 2013

Autor: Khanh To Tuan, Alexander Kipke
Was macht eigentlich den Reiz eines Festivals aus? Ist es aus wirtschaftlicher Sicht die große Anzahl an Bands, die man sich als Fan für vergleichsweise kleines Geld reinziehen kann? Manche der in einem Festival-Line-Up befindlichen Namen kommen ja extra für das eine Event angereist, lassen sich aber sonst gerne selten mal im Zuge einer ausgiebigeren Tour blicken. Da hat man also schon recht gute Chancen die eine oder andere Band zu erwischen, die nicht alle drei Monate vor der eigenen Haustüre spielt.
Das mag vielleicht einer der möglichen Faktoren sein, doch wahrscheinlich ist es insgesamt diese in Worten schwer zu fassende Einzigartigkeit der vor Ort herrschenden Atmosphäre. Am Ende eines solchen Events, wenn man meist müde und mit brummendem Schädel die Heimreise antritt, hat man als Besucher häufig die Möglichkeit, Momente der Musikgeschichte vor dem inneren Auge Revue passieren zu lassen, die man in dieser Form nicht täglich erleben kann. Dieses kribbelnde Gefühl dabei gewesen zu sein, als sich tausende von Gleichgesinnten eingefunden haben, um der Musik zu lauschen, die einem selbst doch so viel bedeutet. Das zeigt einem doch, dass diese ganze Szene noch nicht tot ist - nein sie ist nach all den Jahrzehnten immer noch quicklebendig!
Lebendig präsentierte sich auch das ausverkaufte Me'era Luna bei der nunmehr vierzehnten Ausgabe des Events seinen 25.000 Besuchern. Zwei Tage, zwei Bühnen und insgesamt 38 Bands bekam man für etwas mehr als achtzig Euronen geboten.

Das Who's Who der Gothic und Alternative Szene zu Gast in Hildesheim

Bei der diesjährigen Ausgabe des M'era Luna konnte wieder mal ein sowohl abwechslungsreiches als auch genreoffenes Line-Up präsentiert werden. Egal, ob man auf harte Metalklänge, rockige Partymucke oder experimentellere Elektronikklänge steht, jeder wurde bedient. Klar, wer Punk oder Thrash Metal hören will, ist auf dem M'era Luna einfach am falschen Ort. Aber dann soll man einfach zu einem anderen Festival seines Vertrauens fahren. Aber egal, schauen wir uns mal an, was es dieses Jahr in Hildesheim zu sehen/hören gab!
Mit zartem Gesang, Rabenfedern und dunklen Rockmelodien bilden ASP den Höhepunkt des ersten Tages beim M’era Luna 2013. Der Gothic Novel Rock aus Frankfurt am Main - rund um Frontmann Alexander Asp - sucht die Publikumsinteraktion und begeistert mit enormer Bühnenpräsenz, musikalische runder Performance und spektakulärer Pyrotechnik. Wer braucht denn da noch Rammstein? Der erste Tag des M’era Luna wird von keinem Geringerem, als HIM abgeschlossen! Ville Valo lässt mit leidenschaftlichem Gesang, unverwechselbarem Charisma und Songs vom neuen Album „Tears on Tape“ die Herzen aller Fans höher schlagen. Eine Melancholie, wie sie nur Love Metal liefern kann.
Einer der Stammgäste des Festivals hat sich auch dieses Jahr wieder blicken lassen: Die Synth-Pop Band The Crüxshadows. Die aus Florida stammende Truppe um Sänger Rogue legte bei ihrer diesjährigen Show einen sehr hohen Wert auf intensive Publikums- aber auch Bandinteraktion. Mit der präsentierten immensen Spielfreude kann man hier gewiss von einem Highlight sprechen.
Eines der weiteren Highlights war dieses Jahr eine Symphonic Metallegende aus Finnland: Nightwish beendeten ihre ausgiebige Imaginaerum World Tour nach achtzehn Monaten in Hildesheim mit fulminanter Pyrotechnik und Symphonic Metal der Extraklasse. Durch unzählige gemeinsame Auftritte, alleine 104 auf dieser Tour, ist das Zusammenspiel der Band perfekt und jeder Einsatz passt genau.
Floor Jansen begeistert mit technisch exzellenter Darbietung und beeindruckender Bühnenpräsenz. Sie schaffte, woran vielleicht keiner mehr so recht geglaubt hat: Sowohl Fans vom alten Nightwish mit Tarja Turunen und die vom neuen Nightwish seit Tuomas Holopainens Konzeptalbum Imaginaerum zu begeistern. Umso emotionaler gestaltet sich der Abschied der Band von Floor Jansen. Sie wird mit Umarmung unter minutenlangem Beifall von der Bühne applaudiert.
Wer es etwas folkloristischer mag, der durfte sich unter Anderem auf Tanzwut freuen. Sie kreuzen Musik des Mittelalters mit Industrial Rock und fulminanter Bühnenshow, angeführt von einem Teufel mit roten Hörnern. Das Rezept der Berliner ist stimmig und wird vom Publikum beim M’era Luna einhellig gefeiert. Aber die Jungs von Saltatio Mortis sind noch eine Runde folkiger: Kaum eine Band macht live so viel Spaß wie SaMo. Die bunt gemischte Truppe spielte einen Mittelalter Rock der Extraklasse und vor allem Alea der Bescheidene unterhält mit akrobatischen Einlagen. Auch wenn das neue Album „Das Schwarze Einmaleins“ zur Zeit des Auftritts noch gar nicht raus war, wird auf dem M’era Luna 2013 zumindest die aktuelle Single „Wachstum über Alles“ gespielt.
Für Fans der exotischeren Klänge, boten The Arch ihre Electro-Wave-Mucke zur Mittagszeit des ersten Tages an. Morbide Kostüme, stoische Riffs und explizite Texte gab es direkt davor auf der Hauptbühne von Ost+Front, den aufsteigenden Sternen am Horizont der Neuen Deutschen Härte. Die Berliner suchen mit bizarrer Bühnenshow die Provokation und finden beim M’era Luna 2013 gewillte Zuhörer. Was auf jeden Fall auch nicht unerwähnt bleiben darf, war der Auftritt von Kirlian Camera. Die aus Italien stammende Truppe hat mit ihrem Electro Dark Wave nicht nur die ganze Aufmerksamkeit der Fans auf sich gezogen, sondern auch so ziemlich jeden Pressevertreter vor die Bühne gelockt. Das Pressezelt war jedenfalls völlig verwaist und schon handelt man die Band als Geheimtipp der kommenden Jahre.
Abschließend darf ein kleiner Blick auf die Newcomer, bzw. Ex-Newcomer des M'era Luna 2013 nicht fehlen: Schwarzer Engel fügten sich mit einem schwarzen Gladiatorenkostüm und ihrem Dark Metal nahtlos in das Line-Up ein und konnten die Zuschauer bis zur letzten Minute des zu früher Tageszeit gelieferten Sets fesseln. Unzucht, die M’era Luna Newcomer von 2010, zeigen sich 2013 deutlich gereift und präsentieren abermals ihre düstere als auch energiegeladene Rockmusik.

Unsere M'era Luna Galerien 2013:

Galerien
M'era Luna 2013
The 69 EyesSaltatio Mortis
CoppeliusFront 242
Kirlian CameraNightwish
Schwarzer EngelStaubkind
TanzwutUnzucht
ASPDeine Lakaien
DesdemonaDiorama
EisenfunkEnd of Green
HIMLord of the Lost
MeshMolllust
Mono Inc.Ost+Front
The CrüxshadowsThe Arch
Apoptygma Berzerk
Autor: Khanh To Tuan, Alexander Kipke

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