Interview: Mad Max

mit Jürgen Breforth vom 19. März 2013 via Phone
Erinnert sich noch jemand an die Achtziger Jahre? Die Frage ist: Will man das überhaupt? Aus der heutigen Sicht wird kaum ein gutes Haar an dieser Epoche gelassen. Wer allerdings in dieser Zeit aufgewachsen ist, und nichts daran ändern konnte - ob er wollte oder nicht - fand das damals eigentlich gar nicht so tragisch, sondern sogar ziemlich geil.
Erst die Gegenwart lässt den Blick zurück schlimmer aussehen, als er es tatsächlich ist. Gut, musikalisch waren die Achtziger, die Jahre des New Wave und den dazugehörigen Synthesizern. Dennoch wuchs auch im Rock und Metal-Bereich ein Phänomen heran, das es in der Form, bis dato so nicht mehr gab. Und zwar meine ich den Hair-Metal, der mit seinen auftoupierten Haaren und melodischem Hardrock, zu einem wahren Markenzeichen dieser Dekade wurde. Vertreter dieser Gattung waren: Poison, Bon Jovi, Mötley Crüe, Skid Row, Cinderella, W.A.S.P oder Twisted Sister.
Und in dieser Zeit erblickte auch eine deutsche Formation das Licht der Welt, die sich ebenfalls bei diesem Genre bediente, und nicht nur musikalisch: Die Rede ist von Mad Max. Die vier Jungs um die Köpfe Jürgen Breforth und Michael Voss rockten von 1982 bis 1987 in unterschiedlichen Besetzungen durchs Land. Im letzten dieser Jahre entstand das herausragende "Night of Passion", danach löste sich die Band für 10 Jahre auf und startete erst 1999 ein Comeback. Und dann ein Weiteres 2006; seitdem sind sie unermüdlich unterwegs und veröffentlichen in regelmäßigen Abständen, wirklich gute Rock-Musik. Das aktuelle Output, "Another Night of Passion", erschien im letzten Jahr, in Originalbesetzung von 1987, und heimste großflächig gute Rezensionen ein.
Der Gitarrist und - genau genommen - einziges echtes Gründungsmitglied von Mad Max, Jürgen Breforth, erzählt im sympathischen Interview, von der Tour mit Axel Rudi Pell, den Höhen und Tiefen einer deutschen Rock-Band, der weißen Phase, dem neuen Sound, das Problem mit kleinen Plattenfirmen, wie es zu den Auftritten beim legendären Rocklahoma-Festival kam und natürlich wie sie ihre Termine mit Tausendsassa Michael Voss unter eine Hut bringen. Außerdem steht ein neuer Mad Max-Song in den Startlöchern! Was es damit auf sich hat und viel mehr, erfahrt ihr im unten stehenden Interview.
Viel Spaß beim Lesen!

Das Interview:

Michael: Hallo, Jürgen! Wunderschönen guten Abend aus Österreich. Hier ist Michael von Metal Trails.
Jürgen Breforth: Hallo Michael! Grüß Dich!
Michael: Super dass es mit dem Interview doch noch geklappt hat.
Jürgen: Ja freut mich auch ganz besonders!
Michael: Ihr seid ja seit 2011 wieder in der 1985er Kern-Besetzung unterwegs. Und ein neues Album gibt's mit "Another Night of Passion" auch. Ich hab das als Fortsetzung bzw. Weiterführung vom 1987er Album "Night of Passion" verstanden. War das auch Euer Gedanke?
Jürgen: Absolut! Der Titel ist tatsächlich bewusst gewählt. Wir haben uns damals mit unserer Plattenfirma SPV zusammengesetzt, denn die Fans sollten ja wissen, dass das die Original-Band ist, und wir an unserem erfolgreichsten Album "Night of Passion" sozusagen anknüpfen wollten. Und darum haben wir das auch in dem Titel so ein bisschen deutlich gemacht. Nebenbei ist es unserer erstes Album für SPV und auch das erste Album, dass wieder weltweit vertrieben wird. Und in der heutigen Zeit ist Werbung unheimlich wichtig. Weil wir ja in den letzten Jahren auch Alben herausgebracht haben, wo die Band nicht mehr in Original-Besetzung war. Daher wollten wir das mit dem Titel kommunizieren und das hat auch ganz fantastisch geklappt.
Michael: Und darum ist auch mit "Fever of Love" ein neuerliches Sweet-Cover auf dem Album, nehme ich an?
Jürgen: Genau, wir wollten die "Night of Passion" natürlich nicht kopieren, was ja auch gar nicht geht, nach so vielen Jahren. Aber wir wollten schon ein wenig diesen Gedanken ans Vinyl erhalten, wo du eine A-Seite und eine B-Seite hast. So ähnlich war auch damals "Night of Passion" konzipiert, und quasi die Fortsetzung jetzt auch. Das kommt auf CD natürlich nicht so rüber. Und so wie damals "Fox on The Run" dabei war, wollten wir auch diesmal wieder einen Sweet-Song dabei haben. Aber keinen der schon tausendmal gecovert wurde wie "Ballroom Blitz" oder "The Six Teens".
Michael: Ihr habt auf dem neuen Album auch Euren Auftritt beim Rocklahoma-Festival verarbeitet, wie war's?
Jürgen: Wir hatten ja die Ehre, zwei Mal dort zu spielen, und fast hätte es in diesem Jahr auch geklappt, ist dann aber letztendlich an den Kosten gescheitert. SPV hatte schon die Idee uns da rüber zu schicken, aber das Rocklahoma ist von Jahr zu Jahr, von den Eighties-Bands weggekommen. Als wir gespielt haben, waren wirklich alle Top-Eighties-Bands vertreten, wie Cinderella, Dokken, Stryper oder Night Ranger. Mittlerweile spielen da eher so moderne Bands, was ja nicht mehr so zu uns passt. Aber das war definitiv ein Highlight unserer Karriere, weil wir es in den Achtzigern nicht nach Amerika geschafft haben. Viele hatten uns ja schon aufgegeben, aber wir haben halt noch dran geglaubt, und dann dürfen wir gleich zweimal hin. Und es war genau so wie wir uns das erhofft hatten: Oklahoma und Sonnenschein. Unser Sänger Michael Voss war dann auf dem Rückweg noch in Nashville. Das war tatsächlich so, wie man es sich vorstellt. Tolles Highlight.
Michael: Klingt ziemlich aufregend, vor allem für eine deutsche Band ist das schon der Wahnsinn.
Jürgen: Stimmt, für eine deutsche Band - und geht es österreichischen Bands bestimmt nicht anders - ist das halt immer noch so etwas Besonderes. Aber die haben natürlich so viele gute eigene Bands, dass die nicht auf welche aus Europa warten. Und wenn die nicht gerade Rammstein heißt, ist es halt schwer. (lacht)
Und natürlich ist das auch eine Geldsache: Die haben halt nicht mehr so viel Geld und da dann eine Band aus Europa einfliegen ist schon eine kostspieligere Angelegenheit, als wie wenn sie die Bands nehmen, die eh schon in Amerika sind.
Michael: Ihr habt 1982 begonnen, wobei Du das einzig echte Gründungsmitglied bist, und hättet streng genommen letztes Jahr Euer 30-jähriges Jubiläum gehabt. War "Another Night of Passion" auch irgendwie ein Jubiläumsalbum?
Jürgen: Stimmt grundsätzlich, aber unser Jubiläumsalbum war damals "Here We are" zum 25-jährigen Jubiläum. Das war dazumal auf einer recht kleinen Plattenfirma, trotzdem haben wir uns unseren Traum erfüllt und jeden Song mit einem anderen Gast komponiert und eingespielt. Da war z.B. Michael Schenker dabei, die Jungs von Stryper oder Don Airey von Deep Purple. Das war eigentlich das Geschenk, dass wir uns selbst gemacht haben. Aber es hat halt nicht die Breitenwirkung gehabt, weil wir eben bei einer kleinen Plattenfirma waren. "Another Night Of Passion" ist eher ein Reunion-Album. So wie Status Quo das jetzt machen, die sind ja auch wieder in Original-Besetzung unterwegs. Es gibt ja auch nicht mehr viele Original-Bands. Irgendwie fehlt immer einer, oder lebt nicht mehr. Aber ein 30-jähriges Jubiläum wird es keines mehr geben. Vielleicht bei der neuen Platte, die direkt an die jetzige anknüpfen wird. Bei "Another Night of Passion" haben wir exakt gemacht was wir wollten und darum werden wir von dem Weg auch nicht mehr sonderlich abweichen.
Michael: Das ist, musikalisch gesehen, eigentlich eh ein sehr konsequenter Weg…
Jürgen: Ja, klar. Wir sind auch total happy. Vor allem weil wir schon so lange dabei sind und das von den Fans so super angenommen wurde. Man ist ja selber auch Fan, ich z.B. von Dokken und trauere auch immer noch der Sache nach, dass die sich einfach nicht mehr zusammenfinden. Und das möchten wir unseren Fans eigentlich nicht zumuten. Und deswegen bleiben wir auch dabei und da gibt's jetzt auch keine großen Experimente. Wir machen das was wir am Besten können und weichen von dem Weg weder nach links noch nach rechts ab.
Michael: Wir haben vorhin von "Here We Are" und seinen Gästen gesprochen. Wie war das mit so vielen unterschiedlichen Egos zusammenzuarbeiten?
Jürgen: Das war eigentlich total easy. Wir haben nur Leute ausgesucht, die wir gut kennen und mit denen wir befreundet sind. Mit Stryper waren wir auf Tour, Michael Schenker wird von unserem Sänger Michael Voss produziert und er singt auch auf seinem letzten Studio-Album, mit Deep Purple waren wir auf Tour und auch mit Jeff Scott Soto. Wir haben wirklich nur die genommen, wo wir wussten, das lässt sich total stressfrei machen. Joe Lynn Turner war auch noch dabei, der ist gut befreundet mit Michael Voss. Und wir haben da unsere Ideen immer hin- und hergeschickt; in der heutigen Zeit verfügt man ja nicht mehr unbedingt über die Mittel, dass man die Leute immer herkommen lässt. Leider wurde das Album von der Öffentlichkeit nicht so wahrgenommen und bei SPV waren wir damals noch nicht. Und du weißt das sicher selber, wenn man heute nicht bei einer großen Plattenfirma ist, ist es schwierig. Vielleicht hätte das Album sonst eine größere Resonanz hervorgerufen. Vor allem weil so viele Songs mit bekannten Leuten dabei waren.
Michael: Und es ist ja auch ein starkes Album geworden, darf man an der Stelle nicht vergessen.
Jürgen: Naja, viele haben halt gesagt, dass ist nicht typisch Mad Max, was ja klar ist, nachdem so viele Gäste mitgearbeitet haben. Und die bringen natürlich auch jeder ihren Stil mit ein und dann ist es halt nicht mehr hundert Prozent Mad Max.
Michael: Aber ihr habt ja kurz vor dem Album Euren Stil ein wenig abgeändert, zu dem Sound wie er jetzt klingt. Bitte nicht falsch verstehen, aber vorher ist er mir in zu viele Richtungen auseinander gelaufen. Und bei den letzten drei Alben merkt man schon, dass ihr kompakt ein Ziel verfolgt.
Jürgen: Da kann ich Dir zu hundert Prozent Recht geben. Das ist wirklich so. Es liegt aber auch ein bisschen an der Chemie von uns Vier. Weil wir uns auch schon so lange kennen. Und erst als wir wieder in der Original-Besetzung zusammen waren, da war alles ganz klar, wie es werden sollte. Grundsätzlich sehe ich das auch so wie Du: Wir haben vorher ein wenig experimentiert und da war es ein wenig uneinheitlich im Stil. Und da hat man dann auch gemerkt, dass die Fans durchaus auch Probleme damit hatten. Muss man im Nachhinein wirklich so sagen.
Michael: Du hast mir im Vorfeld ja schon verraten, dass ihr an einem neuen Song gearbeitet habt. Erzähl uns das bitte mal genauer.
Jürgen: Ja, wir haben einen neuen Song gemacht, das ist eine ganz spaßige Geschichte: Wir wurden ausgewählt, den Song für einen Motorrenn-Serie von Motorradrennen zu machen. Und zwar nennt sich das "Internationale deutsche Meisterschaften im Superbike". Das ist quasi nicht die Formel 1, sonder die Klasse, die dahinter kommt. Und mit dem Song haben wir uns jetzt mal beworben. Der Song heißt "Out of Control" und wir sind jetzt noch in der Phase, wo wir darauf warten, dass wir ausgewählt werden und unser Song genommen wird. Und da sind wir jetzt alle so ein bisschen aufgeregt, dass das klappt. Die Entscheidung sollte eigentlich jeden Tag fallen, denn die Rennsaison beginnt Mitte April. Man muss aber fairer Weise sagen, dass es so eine Art Wettbewerb ist. Da haben auch noch andere Bands Sachen eingereicht, wie Bonfire und sogar Silbermond. Die kennt man ja, glaube ich auch in Österreich? Das ist ein sehr hochkarätig besetzter Wettbewerb. Wir würden uns natürlich sehr freuen, wenn wir genommen werden, und dann ist der Song mit Sicherheit auch auf dem nächsten Album. Wir haben es ja schon als Ehre empfunden, dass die überhaupt an uns herantreten und fragen, ob wir nicht Lust hätten, einen Song einzureichen.
Michael: Da halt ich Euch natürlich die Daumen gedrückt! Lass uns mal übers Songwriting sprechen: Hat sich da im Laufe der Zeit etwas geändert? Kommt ihr schon mit den fertigen Songs ins Studio oder werden die dort erst ausgearbeitet?
Jürgen: Bei uns ist es eigentlich so, dass der Michael Voss die meisten unserer Songs schreibt und ich schreibe die Texte. Ich habe in Amerika, genauer in Kansas, einen Partner – den Jason – der hilft mir da ein wenig. Wir überlegen uns Texte und Themen und der Michael schreibt in den meisten Fällen dann die Musik dazu, in dem er sich von den Texten inspirieren lässt. Michael ist natürlich ein sehr produktiver Musiker und er hat daher natürlich auch eigene Songs, die er für Mad Max schreibt. Und da kann es auch vorkommen, dass er schon eine Text-Idee hat.
Bei "Another Night of Passion" hatte er schon 3 oder 4 Songs fertig, einen hat er mit Don Dokken geschrieben, aber bei den restlichen Songs war es so, wie ich vorhin erzählt habe, dass er sich von den Texten inspirieren ließ: Zuerst war der Text vorhanden und dann kam die Musik dazu. Unser Bassist Roland und unser Drummer Axel überlegen sich dann, welcher Groove passen könnte. Aber wir sind keine Band, die sich im Proberaum versammelt, wo einer etwas spielt und daraus wird dann ein Song gemacht. Das waren wir eigentlich nie. Wir waren immer so konzipiert, wie ich es eben geschildert habe.
Michael: Es ist aber schon sehr ungewöhnlich, dass beim Songwriting zuerst der Text steht, und dann erst die Musik dazu kommt?
Jürgen: Wir sind so ein eingespieltes Team, dass das machbar ist. Viele Leute haben da schon gestaunt. Und wenn du dabei wärst, würdest du es sehen. Es ist tatsächlich so, dass der Michael sich vom Text super inspirieren lassen kann. Er hat da ein musikalisches Bild im Kopf, und da setzt er dann um. Bei dem Song für die Motorrad-Rennen, "Out Of Control", haben wir es witzigerweise genau so gemacht: Da stand zuerst der Text, weil diese Event-Agentur hat uns da ja gewisse Vorgaben gemacht, was in dem Text enthalten sein sollte. Ist ja klar, soll ja für ein Motorrad-Rennen sein und da sollten halt ein paar "Racing-Elemente" im Song drinnen sein. Davon hat Michael sich inspirieren lassen und das klappt fantastisch. Manchmal ist es dann auch so, dass er den Song fast fertig hat, und er mich dann fragt, was ich mir textlich vorstellen könnte. Weißt Du, wir sind schon eine Band - wie Du ja am Album sicher gehört hast - die mit ihren Texten schon auch was ausdrücken will. Wir haben zwar keine Message im klassischen Sinne, aber wir sind auch keine Band, die zwölf Love-Songs aufs Album packt. Also nicht a la Bon Jovi, dass einer in 'ner Bar sitzt und rumheult, weil ihm die Frau weggelaufen ist. (lacht)
Das ist nicht so unser Stil. Wir versuchen halt im günstigsten Fall Stories zu erzählen, wie z.B. bei "Rocklahoma", die wir selber erlebt haben, oder auch Sachen, die wir irgendwo aufschnappen: Zeitung, Fernsehen oder Kino zum Beispiel. Aber wir mögen diese Stories ganz gerne, bei denen der Text so ein bisschen geheimnisvoll ist. Und darum bin ich ganz froh, dass ich vor ein paar Jahren den Jason kennengelernt habe, mit dem ich das zusammen schreibe. Denn machen wir uns nichts vor, wir sind Deutsche - und obwohl wir sehr gut Englisch können - aber manchmal so einen Input von einem Native-Speaker zu bekommen, ist natürlich schon hilfreich. Und es sind ein paar Mal Sachen dabei, wo selbst die Amis gesagt haben: "Wow, das ist ne deutsche Band? Das hätten wir nicht gedacht." Und das ist schon super, wenn Du das so hinbekommst, dass es nicht nach einem Schul-Englisch klingt. Das ist natürlich das beste Kompliment. Aber es ist auch so, dass die Fans - das merken wir auch - die Texte wahrnehmen. Es ist nicht mehr so wie früher. Und die Texte sind ja auch immer bei den CD's mit abgedruckt. Teilweise ziehen sich die Fans die sogar aus dem Internet. Also wird schon registriert, über was man da singt.
Michael: Am Ende von "Another Night of Passion" hab ihr ja noch dieses "True Blue" drangehängt, dass ihr Gary Moore und Steve Lee gewidmet habt. Hattet ihr eine besondere Beziehung zu den Beiden?
Jürgen: Ich z.B. bin ein Riesen Fan von Gotthard und habe sie zigmal gesehen und das gleiche war mit Gary Moore. Und wir wollten es halt irgendwie diese beiden tragischen Geschichten unterbringen und haben auch lange überlegt, ob wir einen Song machen sollen. Allerdings sind wir dann zu dem Resultat gekommen, darüber einen Text zu schreiben ist uns dann doch ein bisschen zu dramatisch. Und Michael hatte dann die Idee, ob man das nicht als Instrumental-Song machen könnte und ihn diesen Beiden dann widmen. Und das hat uns allen eigentlich ziemlich gut gefallen. Aber natürlich machen wir das auf dem nächsten Album nicht nochmal. Das waren wirklich zwei Persönlichkeiten, die uns total beeinflusst haben. Aber wir spielen den natürlich nicht live, das ist halt eher so ein kleines Statement, dass man auf der CD hinterlässt. Wir haben sogar kurz vor seinem Tod Gary Moore hier in Münster gesehen.
Michael: Würdest Du sagen, dass man Sachen komponiert uns spielt, die man selber auch hört, oder versucht man musikalisch einen Gegenpol zu dem zu finden?
Jürgen: Also wir, gerade der Michael und ich, die wir die Songs machen, sind schon inspiriert und stehen auch dazu. Dokken ist unser größter Einfluss, und wir wurden ja dazumal, in den Achtzigern, schon als deutsche Version von Dokken gehandelt. Und das ist schon so ein bisschen der Leitfaden. Es ist aber auch nicht so, dass wir gar nichts anderes mehr hören, wir lassen uns schon ein bisschen beeinflussen. Aber im Endeffekt ist es so eine Mischung, denn wir sind halt auch Fans. Aber es passiert schon auch, dass Songs entstehen, die ein wenig zu sehr nach anderen Bands klingen und dann versuchen wir wieder davon wegzukommen. Aber ganz lösen kann man sich nicht. Man hat das halt 30 Jahre gehört und das kann man nicht komplett ausblenden. Auf der anderen Seite ist das ja auch gut, weil das hat unseren Stil irgendwie geprägt. Wie auch bei dem Album, die Fans finden das total super, da wäre es auch Quatsch, wenn man sich da komplett abschotten würde. Ich weiß von Michael Schenker, der ist ja oft bei Michael Voss im Studio, der hört sich überhaupt keine Musik an. Weil er sagt, immer wenn er andere Musik hört, besteht die Gefahr, dass er sich irgendwie davon beeinflussen lässt. Und deswegen hört der nix! (lacht)
So hart sind wir jetzt nicht drauf. Im Endeffekt kehren wir immer zu den Klassikern zurück, wie z.B. Dokkens "Under Lock And Key". Wenn man Gitarre übt, legt man die Dinger auf und spielt dazu und das ist halt im Laue der Zeit in Fleisch und Blut übergegangen.
Michael: Wie ist eigentlich die Arbeit mit Michael Voss? Er hat ja viele andere Projekte, wie z.B. den Michael Schenker, Axel Rudi Pell, Wolfpakk und dann eben noch Mad Max. Wird's da nicht manchmal schwierig mit der Planung?
Jürgen: Ja klar, wir müssen die Termine schon abstimmen: Unser Drummer der Axel hat selber auch noch 'ne Band, nämlich Jaded Heart. Mit dem müssen wir auch unsere Termine abstimmen, aber im Prinzip ist das kein Problem, nachdem wir ja eine durchgehende Tour spielten. Schwieriger wäre es, wenn wir lauter Einzelkonzerte planen müssten. Aber das ist auch bei anderen Bands so, das kann man nicht bezahlen, deswegen machst du Tourneen, was weiß ich, zwei oder drei Wochen am Stück, das minimiert die Kosten. Und ansonsten vielleicht mal ein paar Festival-Shows. Mehr machen wir eigentlich auch nicht. Wir warten zur Zeit noch auf die Bestätigung für ein Brasilien-Konzert, das wäre im April und nochmal was ganz Spezielles. (Während der Nachbereitung des Interviews, wurden die vier Termine für Brasilien tatsächlich fixiert. Siehe Bild., Anm. d. R.). Der Michael Voss lebt ja von der Musik, der muss natürlich auch sehen, dass sein Studio gut gebucht ist. Der kann nicht sagen, dass er monatelang nicht arbeitet, weil dann verdient er natürlich auch kein Geld.
Michael: Euer Drummer Axel war ja, bis auf vier Jahre, eigentlich auch immer dabei, was ist denn in diesen vier Jahren passiert?
Jürgen: Eigentlich ist nichts passiert, es war nur die Phase, in der er sich komplett auf Jaded Heart konzentrieren wollte und dann meinte, dass ihm das mit zwei Bands doch zu viel werden würde. Das haben wir natürlich immer respektiert und wir sind ja in Kontakt geblieben. Er wohnt ja bloß 60 Kilometer von uns entfernt. Also quasi um die Ecke. Aber als dann das Angebot von SPV kam, und das "Another Night Of Passion"-Album, da haben wir uns dann zusammengesetzt und gesagt, dass das Album in Original-Besetzung sein müsste und das war ja auch die Vorgabe von SPV. SPV wollte die Original-Besetzung haben und da haben wir dann den Axel Kruse zurückgeholt. Und Du weißt wie das ist, die Werbung war ja doch sehr euphorisch. Das Album bekam fantastische Kritiken, wir haben zwei Tourneen mit Axel Rudi Pell gemacht und das vor über 20.000 Leuten. Die Ticketverkäufe waren sensationell, und man konnte aus den Kritiken raushören, dass das sehr wohlwollend aufgefasst wurde, dass hier die Original-Band spielt. Ich weiß nicht, wie es gewesen wäre, wenn wir nicht in der Original-Besetzung gespielt hätten. Da reicht es oft schon - weißt Du ja vielleicht selbst von Deinen Lieblingsbands - wenn einer fehlt. Und irgendwie verändert sich da dann so ein bisschen die Wahrnehmung des Acts. Das haben wir wirklich gemerkt und von daher war das eine gute Entscheidung. Und Gott sei Dank hat Axel gesagt, dass er das macht und dabei ist. Es fühlte sich auf der Bühne auch sehr gut an. Da haben wir auf alle Fälle alle an einem Strang gezogen.
Michael: Was ich auch sehr spannend gefunden habe, von 2006-2007 hattet ihr ja Eure weiße Phase mit "Night of White Rock", der EP "In White" und "White Sands", wo ihr Euch auch weiß auf der Bühne gekleidet habt. War das konzeptionell so geplant?
Jürgen: Stryper hatten dieses christliche Thema ja auch gemacht und da haben wir uns gedacht, versuchen wir das auch mal. Das war auch toll mit den ersten beiden Alben, aber dann hat man schon gemerkt, dass die Fans das nicht wirklich wollten. Die wollten wieder die Mad Max, wie sie vorher waren. Wobei man sagen muss, dass die Songs von "Night In White Rock" nach wie vor ein sehr gutes Airplay haben und immer noch viel gespielt werden. Trotzdem haben wir das dann gestoppt. Und auch SPV hat ganz klar gesagt, sie wollen Mad Max im Original wie auf "Night of Passion" und nicht an diese Stryper-ähnliche Phase anknüpfen. Und nachdem wir das so und so nicht wollten, haben wir es dann beendet. Obwohl, ein paar Stücke aus der Zeit spielen wir ja, nach wie vor live und auch zu christlichen Events werden wir immer noch eingeladen.
Michael: Und wie ist das nach so vielen Jahren, bekommst Du Konzerte noch bewusst mit, oder läuft da ab Betreten der Bühne ein Programm ab?
Jürgen: Ne Ne, nix da! Da gibt's keine Routine! (lacht)
Wir sind da schon mit echter Begeisterung bei der Sache, das sieht man ja auch bei den Fotos von der Tour. Jede Show die wir spielen, genießen wir auch. Gerade diese beiden Tourneen mit Axel Rudi Pell waren natürlich jeden Abend voll. Und wir durften eine Stunde lang, mit dem besten Sound und dem besten Licht, spielen. Das war schon wirklich begnadet. Wenn man als Support unter solchen fantastischen Bedingungen spielen darf, das ist dann schon perfekt. Und da gibt's dann natürlich auch keine Routine.
Michael: Welcher Song macht Euch auf der Bühne am meisten Spaß?
Jürgen: Bei den letzten beiden Tourneen war es schon interessant zu sehen, wie gut die neuen Songs angekommen sind. Das gebe ich ganz ehrlich zu. Und das hat auch Spaß gemacht, zu sehen, dass die Leute teilweise die Texte mitsingen konnten, wie bei "Metal Edge" oder "Welcome To Rock Bottom" und natürlich dem Sweet-Song. Das war schon etwas Besonderes. Wir spielen auch die alten Sachen gerne, aber bei den Neuen, wenn da teilweise Zwanzigjährige die Songs mitsingen, das war schon geil.
Michael: Das glaube ich gerne. Was denkst Du, wie viel Entertainer muss ein Musiker heutzutage sein, um nachhaltig aufzufallen?
Jürgen: Ich sag mal so, unser Michael Voss, der ist schon eine Rampensau. Den musste man eigentlich nie antreiben. (lacht)
Er machte früher eigentlich zu viel als zu wenig. Und das ist natürlich super, wenn man einen Frontmann hat, wie den Michael, der mit seinen blonden Haaren schon ein ziemlicher Mittelpunkt ist. Das ist natürlich echt eine Gnade. Und nachdem wir nur zu viert sind, wird auch jeder als eigene Persönlichkeit wahrgenommen. Aber der Michael ist schon der zentrale Punkt. Und das ist auch genau richtig: Er ist der Frontmann, er ist der Leadsänger und noch Leadgitarrist und da gebührt ihm natürlich das Spotlight. Und er hat ja live drei oder vier Minuten seinen Solo-Spot mit Gitarrensolo. Und das ist jeden Abend fantastisch angekommen. Weil das ist halt wirkliche handgemachte Musik.
Da steht einer, der rockt diese vier Minuten ein Gitarrensolo. Und dabei werden auch Teile von Gary Moore angespielt und das fanden die Leute schon supergeil. Wir sind halt nicht so eine Band, wo jeder ein Solo macht, wie z.B. Deep Purple. Drum soll der Michael das machen, nachdem das so gut ankam. Ja, und das Entertainment ist schon wichtig. Vor allem, dass der Sänger charmant mit dem Publikum kommuniziert. Das ist auf jeden Fall wichtig. Im Grunde soll es so sein, dass man sagen kann: "Das hat richtig Spaß gemacht!". Da geht's auch nicht drum, dass man die Songs 1:1 nachspielt wie auf der CD, sondern dass man eine Stimmung erzeugt, die die Leute gut finden, und auch mitmachen können. Und nachdem wir ja fast eine Stunde Spielzeit haben, kann man da auch so ein bisschen eine Dramaturgie reinbringen. Es gibt ja auch viele Vorbands, die haben 20 Minuten. Da ist das mit der Dramaturgie natürlich ein bisschen schwierig. Wenn die Musiker auf die Bühne kommen, die Songs spielen und wieder weggehen, das finde ich persönlich jetzt nicht so gut. Das muss natürlich jede Band für sich entscheiden, aber wir haben definitiv auch Entertainment.
Michael: Ja klar, da stimme ich Dir zu, bei 20 Minuten kannst Du keine Dramaturgie aufbauen, sondern maximal die Instrumente. Aber mit einer Stunde ist man schon ganz gut dabei. Es gibt ja Bands die spielen so und so nicht länger!
Jürgen: Genau, aber Hauptbands! (lacht)
Michael: Glaubst Du ist es, bis zu einem gewissen Punkt natürlich, planbar, dass man mit seiner Band erfolgreich ist?
Jürgen: Das ist schwer zu sagen. Aber meiner Erfahrung nach, ist es in dem Genre, in dem wir uns zur Zeit bewegen, schwierig, wenn Du keine große Firma hinter Dir hast. Oder sagen wir es so: Wir sind extrem froh, dass wir so eine große Firma wie SPV im Rücken haben. Weil wir ja in den Jahren davor gesehen haben, wie es bei kleineren Labels läuft. Ich kann Dir da ein Beispiel nennen: Ich war am Samstag in Köln und habe Shakra gesehen, falls du die kennst? Das Ist eine Band aus der Schweiz, ein bisschen wie Gotthard. Und die sind mit ihrem neuen Album in der Schweiz auf Platz 1, und kamen jetzt für ein paar Shows nach Deutschland. Da waren am Samstag Abend in Köln 60 Zuschauer. Und da siehst Du, dass eine große Firma unumgänglich ist. Als wir mit "Axel Rudi Pell" unterwegs waren, der ist ja auch bei SPV, wurde das dementsprechend gut beworben. Und damit hast Du natürlich eine ganz andere Chance, Interesse bei den Leuten zu wecken, um ein Ticket zu kaufen. Das merkt man in der heutigen Zeit schon. Bei diesem Genre, diesem Achtziger und Neunziger getränktem Hardrock, merkt man es schon, wenn keine Werbung gemacht wird, kommen die Fans nicht. Weil es viele vermutlich auch nicht wissen, dass ein Konzert stattfindet. Bei anderen Musikarten, wo die Musik auch im Radio läuft, bei diesem Charts-Zeugs, da sieht die Sache ganz anders aus. Aber bei unserer Art von Musik, ist eine Werbung wichtig. Bei der Gotthard-Tour mit Unisonic hat man's auch gesehen: gleiches Management und die Hallen waren voll. Das gleiche bei Axel Rudi Pell mit Mad Max: Die Hallen waren voll. Aber es gibt genau so viele Gegenbeispiele, wie eben bei Shakra. Tolle Band, Nummer 1 in der Schweiz, haben auch Fans in Deutschland und dann kommen am Samstag Abend 60 Leute. Da siehst Du natürlich, da läuft irgend etwas falsch.
Michael: Das stimmt. Eigentlich sehr traurig.
Jürgen: Absolut. Traurige Sache. Am Tag davor waren sie in Berlin, da hatten sie hundert Zuschauer. Als wir mit Pell in Berlin waren, spielten wir vor 1600 Leuten. Das sind schon enorme Unterschiede. Im Ausland ist es mit den CD's auch immer so eine Sache, die Vertriebsgeschichte ist da etwas heikel. Bei SPV kannst Du unser Album auch im Ausland zum normalen Preis kaufen. Bei kleineren Labels wird die CD im Ausland oft nur als Import angeboten. Das heißt, der Fan muss teilweise 30 bis 40 Euro bezahlen. Was er natürlich nicht macht. Und dann kommst Du auch auf keine Verkaufszahlen. So sehe ich den Markt im Moment.
Michael: Ihr seid jetzt 30 Jahre unterwegs, wie schaut's da mit Konflikten innerhalb der Band aus? Passiert das immer noch, oder habt ihr im Laufe der Jahre gelernt, das zu umschiffen?
Jürgen: Ja, das haben wir gelernt zu umschiffen. Gibt's jetzt eigentlich gar nicht mehr. Früher schon, da waren wir jung und jeder wollte irgendwie sein Ego ausleben. Inzwischen sind wir eher dankbar, dass wir das noch machen können. Vor allem auf dem hohen Level. Und das weiß jeder zu schätzen. Klar, wir sind natürlich nur zu viert, also eine recht kleine Mannschaft. Und weil jeder das zu schätzen weiß, hängt sich auch jeder zu hundert Prozent rein und das lässt Konflikte erst gar nicht aufkommen. Wobei wir uns eigentlich schon immer sehr sehr gut verstanden haben. Hört sich jetzt vielleicht doof an, aber es gibt einfach keine Konflikte. Wir wohnen jetzt auch nicht weit von einander entfernt. Michael und ich gehen ja jedes zweite Wochenende zusammen zum Fußball oder Joggen. Das ist eigentlich alles sehr familiär.
Michael: Auch ein wirklich interessanter Punkt ist die Internet-Piraterie. Ich habe gesehen, dass ihr leider auch davon betroffen seid. Glaubst du, kann man dagegen etwas machen?
Jürgen: Nein, da kann man nichts machen. Wir nehmen das hin und sehen das eigentlich ganz pragmatisch. Die echten Fans wissen, dass sie auch die CD's kaufen müssen, weil sonst sind irgendwann die Bands tot. Und das machen sie auch. Wir als Band sehen das eher so: Je mehr Leute von uns erfahren und desto bekannter wird man, desto bessere Auftritte bekommt man, desto mehr Medienpräsenz hat man und man muss sich damit arrangieren. Aber wir sind so, dass wir eigentlich immer positiv denken, merkst Du ja sicher auch an dem Gespräch jetzt. Wir regen uns wegen dem jetzt nicht tierisch auf, sondern versuchen das Beste daraus zu machen. Und je mehr sich das verbreitet, um so besser. Die Songs sind so geil, die sollen ruhig so viele Leute wie möglich hören. Und wir sind da total offen, siehst du ja jetzt auch an dem Motorrad-Song, wo wir gesagt haben: „Wir stellen uns jetzt der Konkurrenz und bewerben uns mit einem Song!". Wir arbeiten ja auch mit einer Motorrad-Bekleidungsfirma aus der Schweiz zusammen. Die heissen "Rokker" und haben so eine Jeans entwickelt, die man mit Protektoren ausstatten kann. Und wir sind die einzige deutsche Band, die die unter Vertrag haben. Wir machen auch Werbung für die. Also wir versuchen schon, uns da recht breit aufzustellen, und so muss man es glaube ich heute machen. Jede Werbung ist gute Werbung. Und die Fans sollten schon im Hinterkopf haben - man ist ja selber auch Fan - dass so eine Band auch Einnahmen haben muss. Weil wenn die SchallplatteUnder Lock And Keynfirma, bei der die Band unter Vertrag ist, nichts verdient, sondern nur Ausgaben hat, wirds irgendwann vorbei sein. Das ist so ein bisschen die Philosophie, die dahinter steckt, aber ansonsten kein Problem.
Michael: Coole Einstellung! Wenn ich da an Leute wie den Lars Ulrich und seiner Napster-Sache vor einigen Jahren denke, ist es schon so, dass die die am Meisten haben, auch am Lautesten schreien. Irgendwie sind es immer die falschen Leute, die bei dem Thema einen Wirbel machen.
Jürgen: Absolut, da gebe ich dir tausend Prozent recht.
Michael: Gibt's eigentlich noch unerreichte Ziele, die ihr Euch in naher Zukunft erfüllen wollt?
Jürgen: Eigentlich nicht. Wir sind zur Zeit total zufrieden. Das Wichtigste ist uns nur, dass die Fans sich auf uns verlassen können. Wo „Mad Max“ draufsteht ist auch „Mad Max“ drinnen. Sie bekommen von uns ein gutes Album und der Rest, hat man jetzt gemerkt, kommt dann von selber. Wir hoffen dass wir weiter touren können. Es gibt noch einige Länder, wo wir noch nicht waren. Wie vorhin schon erwähnt, Brasilien sofern es klappt, und wir würden gerne mit Mad Max auch mal nach Japan gehen. Weil, Jaded Heart waren schon in Japan, und unser Michael Voss hatte das große Glück, mit Michael Schenker nach Japan zu fahren. Nur mit Mad Max waren wir noch nicht da. (lacht)
Michael: Wobei man sagen muss, der japanische Markt ist für dieses Genre eigentlich eh sehr zugänglich, wenn ich da z.B. an Helloween denke, die spielen ja immer wieder dort.
Jürgen: Ja, tatsächlich hat man da ganz gute Chancen. Und natürlich nach wie vor, alles was in Amerika legendär ist, würden wir ganz gerne mal bespielen. Beim Rocklahoma heuer war das Problem, dass das Billing aus Ratt, Dokken und Guns 'n' Roses bestand, der Rest waren alles so Sachen wie Alice In Chains, Korn und Bands in der Richtung. Und da hat dann SPV gesagt, dass wir mal abwarten sollen, vielleicht gibt's noch was Besseres im Herbst, anstatt jetzt hier ein paar tausend Euro auszugeben. Da investieren wir das Geld lieber in ein paar andere Sachen. Und ich glaube, das war gar keine schlechte Entscheidung. Es sind auch sonst gar keine europäischen Bands da, von daher warten wir mal ab, vielleicht ergibt sich im Herbst ja wirklich noch was.
Michael: Hoffentlich! Was mich noch interessieren würde: Ihr habt ja die Umstellung von Vinyl auf CD aktiv mitbekommen. Und ich habe jetzt das Gefühl, langsam entwickelt sich alles wieder retour zum Vinyl. Wie siehst Du das?
Jürgen: Total. Wir haben das mit SPV auch besprochen, es wird vom nächsten Album auf jeden Fall ein Vinyl geben. Eigentlich hatten wir es auch bei diesem Album schon vor, doch dann haben wir uns dagegen entschieden, denn in wenigen Wochen wird SPV unsere beiden Alben "Night In White Rock" und "White Sands" neu veröffentlichen. So als Package für die Fans. Und nachdem es über SPV dann überall zu haben sein wird, haben wir uns eher für diese Variante entschieden, anstatt von "Another Night Of Passion" jetzt auch noch ein Vinyl zu machen. Denn diese beiden Alben gibt es nicht mehr. Die wurden damals in so kleinen Auflagen gepresst, und mit dem Package hat man dann die Möglichkeit diese auch noch zu bekommen, noch dazu zu einem attraktiven Preis. Aber beim nächsten Album wird es definitiv auch eine Vinyl-Version geben. Und dann kommt das auch wieder zum Tragen, wie wir am Anfang schon gesprochen haben, dass man eine A-Seite und eine B-Seite konzipiert.
Michael: Ich glaube auch, das Vinyl mehr gekauft wird, als eine bloße CD. Mit der Platte hat man dann doch etwas in der Hand, und erst der Klang. Bei mir ist es so, wenn mir etwas gefällt, schaue ich erst mal, ob ich es nicht auf Vinyl bekomme.
Jürgen: Absolut. Sehe ich genau so. Aber jetzt war eben die Entscheidung, den neuen Fans - die wir mit "Another Night Of Passion" dazu gewonnen haben - auch die beiden alten Alben leicht zugänglich zu machen. Für einen vernünftigen Preis, so um die 10 - 12 Euro. Mit neuer Verpackung, Texten und Bildern. Das finde ich schon attraktiv für die Fans.
Michael: Stichwort "Soziales Netzwerk": Ich habe Mad Max nicht auf Facebook gefunden. Ist das eher nichts für Euch?
Jürgen: Also wir sind privat schon alle auf Facebook, aber als Band-Seite wollten wir es nicht so gerne machen. Wir machen das über die Web-Seite, und wenn uns jemand via Mail anschreibt, beantworte ich die auch selber. Aber auf Facebook treten wir eher als Privat-Personen auf, wobei der Michael immer die Infos von Mad Max und den anderen Projekten postet und man kann mit uns auch darüber reden. Das ist überhaupt kein Thema. Und so sind die Fans eigentlich immer auf dem Laufenden. Und da braucht's eigentlich gar keine eigene Band-Seite. Vielleicht gibt's mal Fans die das machen wollen, aber bisher sind wir mit dem was wir haben, super ausgekommen.
Michael: Man muss schon sagen, wenn man als Band in Erscheinung tritt, ist es für Werbezwecke nicht schlecht. Man kann viel über Facebook sagen, aber in der Hinsicht finde ich es echt nützlich, habe ich in den letzten Jahren festgestellt.
Jürgen: Dadurch das wir alle vier einen Facebook-Account haben, und mit vielen Leuten vernetzt sind, hat das schon eine ziemlich gute Breitenwirkung. Und nachdem jeder seine persönlichen Freunde hat, hat das bislang schon super funktioniert. Und es ist sehr persönlich. Und persönlich erreichst Du die Leute schon ein bisschen schneller, als jetzt eine Band, wo niemand genau weiß, wer da eigentlich dahinter steckt. Und bei uns Vieren wissen die natürlich, das sind wir selbst. Aber wie gesagt, wenn sich da Fans finden, die das machen wollen, bin ich der Letzte, der sich dagegen stellt.
Michael: Zum Abschluss: Gibt's einen Film zu dem Du bzw. Ihr, gerne mal einen Song beigesteuert hättet?
Jürgen: Wir haben immer wieder mal solche Angebot bekommen. Ähnlich wie mit dem Motorrad-Song. Aber wenn wir mal die Chance bekommen würden … Wir sind ja alle große Fans von Quentin Tarantino, aber ich glaube das ist uns eine Nummer zu groß. Aber ich sage mal, deutsche Filme gibt's da bestimmt auch. Aber es müsste schon was Rockiges gewünscht werden. Das ist ja bei so vielem immer so eine Sache, die brauchen da meistens Schmuse-Balladen. Aber wenn wir da mal was angeboten bekommen, würden wir es genau so machen wie mit dem Song für die Motorrad-Rennen. Wir sind für so etwas total offen. Auch fürs Fernsehen. Aber unsere Musik, die wir so lieben, wird in den Medien doch etwas stiefmütterlich behandelt. Muss man schon sagen, und daher waren wir schon überrascht, dass wir das Angebot von der Motorrad-Firma bekommen haben. Denn solche Firmen die können jeden haben, auch Die Ärzte oder so. Das ist schon ein Zeichen, dass man wahrgenommen wird. Wer weiß wozu das führt?
Michael: Das stimmt, es gibt kaum eine bessere Werbung. Okay, das war's schon. Vielen Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast, Jürgen. Ich halte Euch natürlich die Daumen für den Motorrad-Song, und Dir gehört jetzt noch das Schlusswort.
Jürgen: War mir ein Riesen Vergnügen. Also das muss ich jetzt noch schnell loswerden: Unsere Show in Wien mit Axel Rudi Pell… Oder lass es mich anders sagen, wir hatten in den Achtziger Jahren einmal die Ehre, da durften wir auf einem großen Festival im Burgenland spielen. Das war fantastisch! Und danach haben wir nie wieder die Chance bekommen, in Österreich spielen zu dürfen. Und erst jetzt, auf der Tour mit Axel Rudi Pell, durften wir wieder in Wien spielen. Und das war wieder absolut fantastisch. Da können wir uns nur bei den österreichischen Fans bedanken. Und wir waren in der Stadthalle und haben uns auch die schöne Altstadt angeguckt. Und abends dann noch das Konzert in dem rappelvollen Club, das war schon super. Von daher kann ich nur positives über Österreich berichten. Und es hat uns wirklich unheimlich gefallen. Aber es ist, und das wirst Du als Österreicher bestimmt bestätigen können, nicht so einfach, als deutsche Band eingeladen zu werden.
Michael: Es ist schon als österreichische Band schwierig, dass Du Auftritte bekommst.
Jürgen: Siehst Du. Und darum sind wir so froh, dass unser Package so gut in Wien angenommen wurde. Wir hatten tolle Zuschauer- und auch Verkaufszahlen. Das hatte niemand erwartet. Darum kannst du Dir sicher sein, dass bei der nächsten Tour Wien wieder auf dem Tourplan stehen wird.
Moderation: Michael Voit

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