Status Quo – Bula Quo!

Kritik von: Alexander Kipke
Album-Cover von Status Quos „Bula Quo!“ (2013).
„Bewährter Rock trifft auf ein verträumtes Inselparadies ...“
Interpret: Status Quo
Titel: Bula Quo!
Erschienen: 2013
Es gibt in der Musikgeschichte so einige Bands, deren Namen unauslöschlich in die Annalen der Rockgeschichte eingegangen sind. Seien es Truppen wie Creedence Clearwater Revival, Black Sabbath, Uriah Heep, Led Zeppelin, die Scorpions, Metallica, Deep Purple oder die Jungs von Status Quo. Um solche Bands ranken sich nicht nur nett anzuhörende Geschichten, sondern wahre Legenden in die der Rockfan voller Enthusiasmus und Liebe zum Detail einzutauchen vermag. Nicht umsonst können einige dieser Musik auf eine über fünfzig Jahre währende Karriere und eine noch heute gültige stilistische Relevanz blicken.
Doch leider bezieht sich die Relevanz bei den Giganten der Szene in vielen Fällen nur auf ihre frühen Schaffensphasen. Damals, als sie mit ihrem Sound noch mehr oder weniger schockieren konnten und ganze Menschenmassen zu mobilisieren vermochten. Natürlich Deep Purple, Status Quo oder Metallica mobilisieren auch heute noch, doch womit? Mit den alten Klassikern! Neue Veröffentlichungen sind einerseits dadurch problematisch, dass eine stilistisch so fest eingezäunte Band immer vor der Frage steht, ob man sich noch irgendwie entwickeln kann oder überhaupt soll? Die Leute verbinden einen bestimmten Sound mit einem und wenn Uriah Heep plötzlich Thrash Metal machen sollten und Metallica der Lady in Black nachzujagen beginnen, dann dürfte der Otto-Normalfan not amused sein. Zumindest nicht auf Dauer. Das andere Problem, dem sich alte Rockgrößen stellen müssen, ist die gesellschaftliche Relevanz. Während stilistische Relevanz durch endlose Coverbands und Anleihen junger Musiker bei ihren Idolen ausgedrückt wird, kann es trotzdem sein, dass moderne Songs solcher Bands einfach nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen. Eine alternde Fanbase hat vielleicht die Jahrzehnte lang überdauert, aber bei der breiten Masse kommt die Botschaft einfach nicht an. Was soll man also machen? Wie CCR einen Schlussstrich unter die ganze Geschichte ziehen und dann kein neues Material mehr produzieren, oder mit der Gefahr leben, dass man mit neuer Musik aus dem Rockolymp vertrieben wird?
Ich glaube es gibt noch eine dritte Möglichkeit ... man spielt in einer Band namens Status Quo! Die Jungs treiben es mit nun insgesamt dreißig veröffentlichten Studioalben und hundert Singles so ziemlich auf die Spitze! Gerade erst ist unter dem Titel Bula Quo! die sogenannte erste Soundtrackscheibe der Altrocker erschienen, bestehend aus einem typischen Album - und einem Soundtrackteil, welcher aus dem gleichnamigen Film, einer Actionkomödie, stammt und eigentlich nur aus frischen Live-Aufnahmen besteht. Wer jetzt dachte, dass er sich durch irgendwelche Instrumentalstücke und orchesterlastigen Pomp-Rock quälen müsse, sei beruhigt. Passend dazu trägt das Album den Untertitel: "It started with guitars ... and ended with guns!" Na gut, mal sehen, ob der Silberling den gestellten Erwartungen gerecht werden kann.
Los geht es mit "Looking Out For Caroline"! Der Titel lässt schon ahnen, es ist eines der für Status Quo so typischen Gute-Laune-Lieder mit eingängiger Melodie und einfachen Texten: "Looking out for a girl called Caroline the kinda girl a body likes to meet standing there like she couldn’t care with a heart that never missed a beat". Ein solider Einstieg nach bewährtem Konzept! Und während der Track noch ruhig ausfaded, geht's gleich mit etwas mehr Tempo unter dem Titel "Go Go Go" weiter. Die wortmalerisch einsetzenden Bratgitarren und Francis Rossis eingängige Vocals machen die Nummer zu einem Schmankerl für die Gehörgänge. Der treibend melodische Beat sorgen für eine wohlig rockige Atmosphäre. Spätestens beim rotzenden Gitarrensolo weiß man: „Noch 'ne Runde!“ Aber gleich nach der Ehrenrunde geht es auch schon weiter mit "Run and Hide (The Gun Song)". Jetzt würde man vom Namen her einen ähnlich strukturierten Output, wie beim Vorgängertitel erwarten. Doch nein, es geht ganz nackt akustisch los. Das Intro kennt man doch von irgendwoher? Noch bevor man es wirklich realisieren kann, setzen auch schon wieder die röhrenden Klampfen ein. Während der Bass nur so vor sich hin groovt, mault Rossi: "I never wanted any trouble, just get out of my face, is there anybody out there, looking after this case". Und dann der Break! Bisher konnte das Album konstant überzeugen. Nicht die Neuerfindung des Rades, aber einfach ein solides Werk.
Gechillter geht es dann weiter mit "Running Inside My Head". An den Titeln wird langsam deutlich, dass es die letzten drei Songs lang stets um Bewegung oder in diesem Fall um einen Kampf geht. Inhaltlich macht sich also ein roter Faden bemerkbar ... wobei bei Titel Numero Quatro die Lyrics im krassen Gegensatz zum eigentlich lässig klingenden Sound stehen. Das macht das alles ziemlich grotesk interessant und erinnert an einen dieser britischen Sketche, wie manch einer sie vielleicht noch aus der Zeit der Monthy Pythons kannte. Irgendwie skurril und schrullig, was aber dem Hörgenuss keine Sekunde lang trübt. Titel Nummer 5 ist ein etwas ... naja, sagen wir es mal so: Diese Art von Songs spaltet die Fanscharen zumeist in zwei Lager. Die einen fahren total drauf ab, die anderen schämen sich fremd beim anhören solcher Tracks. "Mystery Island" ist einfach komisch. Man fühlt sich wie in einen dieser fünfziger Jahre Hawaii-Lustspielen, wie sie damals bei den Amerikanern kurz nach dem zweiten Weltkrieg so beliebt waren. Schicke Kulisse, bauchfreie Tänzerinnen und endlose Sandstrände. Ein entspanntes Leben, aber kein Rock 'n' Roll! Skip, gleicht weiter zum nächsten Track!
Mit einem aggressiv stechendem Beat beschwert sich die Truppe nun, dass "all that money, all that fame, ain't gonna help us now". An dem Punkt denkt sich der Junge Hörer schon mal, dass es irgendwie alles doch etwas ähnlich und austauschbar klingt. Klar, wie schon gesagt, Status Quo erfinden das Rad nicht neu, aber sie waren schon immer dafür bekannt, mit drei Riffs ein ganzes Album zu kreieren. Wer auf progressiven Rock oder Metal steht, der wird hier so langsam etwas enttäuscht sein, aber mit einer solchen Erwartungshaltung darf man kaum an ein solches Werk herangehen. Trotz dessen, dass alles irgendwie ähnlich klingt, so unterscheiden sich die einzelnen Songs in ihren feinen Nuancen. So kommt bei der sechsten Nummer der Rhythmusfraktion, sprich den Drums und dem Bass, eine besonders tragende Rolle zu. Ohrwurmfaktor garantiert!
Weiter geht es mit, wie soll man es auch erwarten, einem weiteren Gute-Laune-Track! "Never Leave a Friend Behind" passt sich dem bisherigen Album-Schema gut an und muss hier nicht großartig diskutiert werden. Viel interessanter wird es nun bei den zwei abschließenden Songs der ersten CD! "Fiji Time" startet mit deutlichen Reggae-Anleihen, die den ganz Song hindurch das Klangbild dominieren. Man fühlt sich förmlich an einen der pazifischen Strände versetzt, an dem man bei bruzelnder Sonne nichts anderes tut, als zu entspannen. Und genau das will der Song mit seinen Lyrics auch transportieren. Als finaler Schlusstrack des Albumteils steht nun "Bula Quo" an. Es geht gleich mit einem an eine fidschianische Party erinnernden Sprechgesang los: „Bula Bula Quo, Bula Bula Quo!“ Was bedeutet das überhaupt? Laut Booklet ist das ein informelles, freundliches Hallo auf Fidschianisch. Gleichzeitig bedeutet dieses herzliche Begrüßung so viel wie "Leben". Angereichter mit einem Chor wird der Track zu einem paradiesischem Rausschmeißer, der wie sein Vorgänger in der Songliste typisch südpazifische Inselparadies-Assoziationen zu einem wahren Kopfkino mutieren lässt.
Die auf der zweiten CD befindlichen Live-Aufnahmen von Hits wie "Beginning of the End", "Don't Drive My Car" oder "Down Down" stammen überwiegend aus dem Jahr 2010. Einige, wie zum Beispiel das kontroverse "Rockin' All Over the World" gibt es in neuem Gewand zu bewundern. Als Bonus ist das alles interessant anzuhören und die Qualität der Live-Aufnahmen ist aus produktionstechnischer Sicht erste Sahne.

Fazit:

Die Gute-Laune-Rocker haben's schon wieder getan! Status Quo klingen auf diesem ihren ersten so genannten Soundtrackalbum so frisch, wie selten zuvor. Einerseits schaffen sie es altbewährten Charme aus über fünfzig Jahren Bandgeschichte wohlklingend zu präsentieren, aber andererseits wird nicht einfach nur auf Selbstzitate besserer Tage gesetzt. Damit öffnet sich Bula Quo! sowohl den jungen Hörern mit offenen Armen, kann aber gleichzeitig auch den älteren Rockergenerationen genug Anreize die Platte nicht in die Kategorie "Schon zig mal gehört" zu packen.
Das mag vielleicht auch an Songs wie Mystery Island und den beiden Schlusstiteln liegen, die ganz ohne falsche Scham dieses typisch südpazifische Flair mit klassischen Rockelementen zu vermengen wissen. Das kann man sogar als eine Art Schlag in die progressive Richtung oder aber auch nur als interessante Spielerei betrachten. Aber das ist eigentlich auch egal, die Botschaft ist in jedem Fall immer die gleiche: Der Spaß, die Schönheit des Seins und der Rock 'n' Roll leben auch nach einem halben Jahrhundert in und im Status Quo weiter.
Ganz nebenbei ist das wohl auch das letzte Album unter Beteiligung des Schlagzeugers Matt Letley, der die Band Ende des Jahres 2012 verlassen hat.

 
Score:
89% Hervorragend!

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